Zum Jahreswechsel 2025: Neujahrsansprache des AGDM-Sprechers Bernard Gaida

 

Liebe Landsleute, liebe Freundinnen und Freunde der deutschen Volksgruppen in Europa und Zentralasien,

am Anfang dieses neuen Jahres möchte ich euch allen meinen herzlichsten Dank aussprechen. Das vergangene Jahr war voller Herausforderungen – für uns alle. Der Frieden, den wir uns so sehr wünschen, ist leider ausgeblieben. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert weiterhin an, der Nahe Osten wird von Konflikten erschüttert, und die politische Lage in vielen europäischen Ländern bleibt schwierig. Trotz dieser unruhigen Zeiten setzen wir uns dafür ein, dass unsere Gemeinschaft stark bleibt und unsere Werte bewahrt werden.

Ein Gedanke von Wilhelm von Humboldt begleitet uns dabei: „Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache.“ Die deutsche Sprache verbindet uns als Gemeinschaft der deutschen Volksgruppen. Sie ist ein Kulturschatz, den wir schützen und immer wieder neu beleben müssen.

Das Jahr 2025 wird ein besonderes Jahr des Gedenkens. Die Welt wird 80 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges feiern. Doch für viele Deutsche in Mittel- und Osteuropa markiert dieses Datum auch den Beginn von Vertreibung, Deportation, Nachkriegslagern und jahrzehntelanger Diskriminierung. Lassen wir uns von den Opfern inspirieren, die ihre Identität trotz aller Bedrohungen bewahrt haben. Sie haben uns ein wertvolles Erbe hinterlassen.

Mit diesen Erfahrungen stehen wir heute an der Seite des Friedens. Als AGDM arbeiten wir mit der ganzen FUEN für eine gute Minderheitenpolitik, die ein Beitrag zur Friedenspolitik ist. Johannes Paul II. sagte dazu: „Um Frieden zu schaffen, Minderheiten achten.“

Trotz Fortschritten bleibt viel zu tun. In einigen Ländern verbessert sich die Lage der nationalen Minderheiten, doch in vielen unserer Gemeinschaften droht der Verlust der Sprache und kulturellen Identität. Oft fehlen schulische Angebote in deutscher Sprache. Deshalb wissen wir, wie entscheidend Investitionen in unsere Jugend sind. Unsere jungen Menschen sind die Zukunft unserer Gemeinschaft, und nur wenn wir als Minderheiten offen für die europäische Integration sind, können wir für die Jugend attraktiv bleiben.

Ich wünsche uns allen mehr Anerkennung für die Rolle, die die deutschen Minderheiten in der Pflege der europäischen Kultur und Verständigung spielen. Als Brückenbauer leisten wir einen zentralen Beitrag zur Vielfalt und Einheit Europas. Die Arbeit von tausenden Deutschstämmigen verdient eine angemessene Unterstützung durch die Staaten, Regionen und auf europäischer Ebene. Besonders wichtig ist und bleibt dabei die finanzielle Förderung durch die Bundesrepublik Deutschland, die nach wie vor auf der Milderung des Kriegsfolgeschicksals basiert.

Lasst uns darauf vertrauen, dass unsere Anliegen von den Politikerinnen und Politikern sowie Institutionen stärker wahrgenommen werden. Die Stärkung unserer Gemeinschaften bedeutet gleichzeitig die Stärkung der Zivilgesellschaft und der europäischen Einheit in Vielfalt.

Zum Abschluss wünsche ich euch und euren Familien ein gesegnetes und erfolgreiches neues Jahr. Möge 2025 ein Jahr des Friedens, der Zusammenarbeit und der Zuversicht werden. Gemeinsam können wir viel erreichen.

Alles Gute!

 

Das Video finden Sie hier.