Vernetzt und zukunftsorientiert: 4. AGDM-Jugendtagung in Berlin
Im Vorfeld der diesjährigen AGDM-Jahrestagung fand am 5. und 6. November in Berlin auch die 4. Jugendtagung der AGDM statt. Die Veranstaltung brachte Vertreterinnen und Vertreter der Jugendorganisationen der deutschen Minderheiten aus Europa und Zentralasien zusammen, um sich über ihre Arbeit auszutauschen, gemeinsame Projekte weiterzuentwickeln und neue Formen der internationalen Kooperation auszuloten.

Die AGDM-Jugend betonte dabei eine ihrer zentralen Forderungen: die Einrichtung einer Koordinationsstelle für Jugendprojekte in jedem Land, um die langfristige Arbeit der jungen Generation nachhaltig zu stärken. „Ohne eine engagierte Jugend gibt es keine Zukunft“, so die Grundhaltung der AGDM-Jugend, die sich durch das gesamte Treffen zog.

Bereits am ersten Abend kamen die jungen Delegierten zusammen, um sich kennenzulernen und auf die bevorstehenden Arbeitstage einzustimmen. Eröffnet wurde die Tagung von AGDM-Jugendkoordinator Sebastian Arion, der die Bedeutung der Jugendarbeit als Motor der Weiterentwicklung innerhalb der AGDM hervorhob. Auch FUEN-Präsidentin Olivia Schubert und FUEN-Generalsekretärin Eva Pénzes begrüßten die Teilnehmenden persönlich und betonten die Rolle der Jugend als zentrale Zukunftssäule der Minderheitenarbeit.


Der zweite Tag begann mit einer internen Sitzung, in der über die Situation und aktuellen Herausforderungen in den Heimatländern der deutschen Minderheiten berichtet wurde. Die Teilnehmenden stellten geplante Aktivitäten für 2026 vor, erörterten neue Kooperationsmöglichkeiten und diskutierten, wie die Jugendorganisationen ihre Arbeit noch stärker verzahnen können. Arion betonte dabei erneut, dass strukturelle Unterstützung, insbesondere in Form der Koordinationsstellen für Jugendprojekte, eine zentrale Voraussetzung für nachhaltige Jugendarbeit sei.

Im Anschluss folgte ein praxisorientierter Workshop zu Social Media und dem Einsatz von KI-Werkzeugen, geleitet von Arion. Er zeigte, wie digitale Tools die Reichweite von Beiträgen deutlich steigern können, wie Content schneller erstellt wird und wie die Jugendorganisationen Trends gezielt für ihre Arbeit nutzen können.


Am Nachmittag besuchte die Gruppe gemeinsam mit AGDM-Sprecher Bernard Gaida das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Im Mittelpunkt stand die Sonderausstellung „Der Treck – Fotografien einer Flucht 1945“. Die historischen Aufnahmen dokumentieren die Flucht von 350 Menschen aus dem niederschlesischen Lübchen (heute Lubów, Polen). Die Ausstellung vermittelte eindrucksvoll, wie dramatisch Flucht und Vertreibung während und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren. „Erinnerung schafft Verantwortung“ – dieser Gedanke prägte das Nachgespräch der Gruppe und unterstrich die Bedeutung historischer Bildung für die Arbeit der Jugendorganisationen.


Am Abend kamen die Teilnehmenden erneut im FUEN-Büro zusammen, diesmal zu einem offenen Netzwerktreffen („Open Space“) mit Partnerorganisationen der AGDM. Unter den Gästen waren Maylis Roßberg, Präsidentin der European Free Alliance Youth (EFAY), Karoline Gil, Leiterin des Bereichs Integration und Medien beim Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Thomas Konhäuser, Wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen für Wissenschaft und Forschung, Vitalij Brodhauer, Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Kulturstiftung, sowie Bo Sösemann, Geschäftsführer der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV). Auch FUEN-Präsidentin Olivia Schubert, FUEN-Generalsekretärin Eva Pénzes sowie Bernard Gaida nahmen teil. In offener Runde wurde über bestehende Kooperationen, neue Projektideen und die Bedeutung internationaler Jugendnetzwerke für die Minderheitenarbeit gesprochen.


Zum Abschluss der Tagung blickten die Teilnehmenden gemeinsam nach vorn und formulierten erste Schwerpunkte für das kommende Jahr. Deutlich wurde dabei, wie viel Potenzial in der engen Zusammenarbeit der Jugendorganisationen liegt, von länderübergreifenden Qualifizierungsmaßnahmen bis zu gemeinsamen Projekten, die das Netzwerk weiter stärken sollen.

Als Fazit betonte AGDM-Jugendkoordinator Sebastian Arion die Bedeutung starker Strukturen für die Zukunftsfähigkeit der Jugendarbeit: „Die Jugend verbindet unsere Traditionen mit der Gegenwart, und sie wird jene sein, die Identität, Sprache und Kultur der deutschen Minderheiten in die Zukunft trägt. Dafür brauchen wir verlässliche Strukturen. Eine Koordinationsstelle für Jugendprojekte in jedem Land wäre ein entscheidender Schritt. Eine starke Jugend bedeutet eine starke Zukunft für die deutschen Minderheiten in Europa und Zentralasien.“
Im Nachgang zur Tagung richtete die AGDM-Jugend zwei Botschaften an die FUEN-Arbeitsgemeinschaft als Ganzes: Zum einen dankten die Teilnehmenden Bernard Gaida ausdrücklich für seinen langjährigen Einsatz und seine kontinuierliche Unterstützung der Jugendarbeit innerhalb der AGDM. Viele Entwicklungen der vergangenen Jahre seien nur möglich gewesen, weil Gaida die Anliegen der Jugend ernst genommen und aktiv gefördert hat.

Zum anderen gratulierten die Jugendvertreterinnen und -vertreter Benjamin Józsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, nach seiner Wahl zum neuen Sprecher der AGDM herzlich zu seinem Amt. Die Jugend nutzte die Gelegenheit, ihre Bereitschaft zu weiterer enger Zusammenarbeit zu bekräftigen und die Bedeutung der Jugendperspektive auch unter der neuen Leitung hervorzuheben.
An der 4. AGDM-Jugendtagung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheiten aus Georgien, Kasachstan, Kroatien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, der Slowakei, Tschechien, der Ukraine, Ungarn und Usbekistan teil.


