Neujahrsgruß des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten Bernard Gaida - 2024

Neujahrsgruß des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN

Sehr geehrte Landsleute und Freunde der deutschen Volksgruppen in Europa und Zentralasien.

Am Anfang des Jahres, als schon alle feierlichen Weihnachts- und Neujahrsansprachen verstummt sind, möchte ich euch allen für euren Einsatz im vergangenen Jahr danken.  Das war ein Jahr voll von Herausforderungen, in dem wir alle den Frieden vermisst haben. Der brutale Angriffskrieg Russlands in der Ukraine dauert weiter an, die blutigen Kämpfe im Nahen Osten, die am Ende des Jahres ausgebrochen sind, und die neuen Ströme der Flüchtlinge halten die Welt immer noch in Atem. Deswegen hat die AGDM so wie im Jahr davor weiterhin versucht, den Flüchtlingen humanitäre Hilfe zu leisten, und besonders haben wir uns Hand in Hand mit anderen Organisationen engagiert, um das verschärfte Spätaussiedlerverfahren zu beseitigen. Es war nur einer von vielen Erfolgen, die wir als AGDM erreicht haben, als im November der Deutsche Bundestag eine entsprechende Änderung des Bundesvertriebenengesetzes verabschiedet hat. Tausenden deutschstämmigen Familien, die vor den russischen Bomben aus der Ukraine flüchten mussten und sich immer noch auf der Flucht befinden, aber auch den Landsleuten, die Russland verlassen möchten, kommt diese Entscheidung zu Gute. 

Als Gemeinschaft brauchen wir eine gute Vernetzung und Kommunikation. Besonders, weil wir uns weiter vergrößern. Mit Freude konnten wir auf dem FUEN Kongress in unseren Reihen den Deutschen Humanitären Verein „St. Gerhard“ aus Serbien als neue Mitgliedsorganisation begrüßen. Die Kommunikation unter den Mitgliedsorganisationen haben wir letztes Jahr durch gemeinsame Projekte und Ideen weiter entwickelt. Neben zwei Sitzungen beim FUEN-Kongress und beim Jahrestreffen der AGDM haben wir uns auch mehrmals online getroffen, um die wichtigsten Aufgaben und Sorgen zu besprechen. 

Auch die Jugend der AGDM unter der Leitung von Hanna Klein hat sich regelmäßig getroffen, um Erfahrungen auszutauschen und Jugendprojekte zu planen. Um die Jugendarbeit zu unterstützen, haben wir auch 2023 eine entsprechende Schulung angeboten. Dank der wesentlich verbesserten Internetpräsenz haben wir es geschafft, mehr Menschen mit den Informationen über deutsche Minderheiten zu erreichen.

Als AGDM kooperieren wir mit vielen Organisationen und erneut haben wir, diesmal in Bayreuth, gemeinsam mit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen die Fachtagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – zwei Seiten der gleichen Medaille“ organisiert. Dort sind wir Gäste der „Tage der Verbundenheit“ gewesen, die die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland vorbereitet hat. Auch in Riga konnten wir in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung und dem Verband der Deutschen in Lettland ein Friedenskonzert veranstalten. 

Diese und weitere Projekte und Partnerschaften werden wir in dem gerade begonnenen Jahr 2024 weiter pflegen. 

Die wichtigste Aufgabe der AGDM ist die politische Vertretung sowie Verbreitung und Vertiefung des Wissens über das Leben der angestammten deutschen Gemeinschaften in Europa und Zentralasien. Diese Aufgabe haben wir auch 2023 erfolgreich gemeistert. Das ganze Jahr durch fanden verschiedene Arbeitstreffen mit den höchsten Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Politik statt, den Höhepunkt konnten wir im Rahmen der letzten AGDM-Jahrestagung im November erleben.

Wir suchen und regen den Dialog mit der Bundespolitik an, um deutlich zu machen, dass der Einsatz für die Minderheitenpolitik und auch für die deutschen Minderheiten eine Friedenspolitik ist. Dass die Rechte der Minderheiten ein Teil der Menschenrechte sind, dass unsere Verbände Partnerschaften aufbauen und die Klischees über Deutschland abbauen. Dass sie sich stark für eine grenzüberschreitende Kooperation einsetzen, aktive Jugendarbeit führen und damit zukunftsorientiert sind und somit eine wichtige gesellschaftliche Rolle – genannt Bürgerdiplomatie – ausüben. 

Natürlicherweise sind wir Botschafter der deutschen Kultur im Ausland, wo auch Deutsch geschrieben, gedichtet und gesungen wird, aber dadurch stehen wir zum Reichtum der friedensstiftenden Mehrsprachigkeit. Die deutschen Minderheiten sind auch international sichtbar. 2023 haben beispielsweise die Ungarndeutschen den FUEN-Kongress, die Deutschen in Oberschlesien das Forum der Europäischen Minderheitenregionen und die internationale wissenschaftliche Konferenz „Selbstdarstellung“ mitveranstaltet.

Auch im neuen Jahr 2024 möchte die AGDM euch dabei unterstützen, sich gegenseitig und länderübergreifend stärker zu vernetzen, sowohl in der Jugendarbeit, als auch in den kulturellen Tätigkeiten oder durch Zusammenarbeit der Einrichtungen, die sich mit der medialen, musealen oder wissenschaftlichen Festigung des Wissens über uns beschäftigen. Ich wünsche uns allen viele Erfolge auf diesem Weg.  

Alle diese Ziele können wir erreichen, als Arbeitsgemeinschaft und als einzelne Gesellschaften, nur dank der enormen, meistens ehrenamtlichen Leistung tausender unserer Mitglieder und der Förderung der Bundesrepublik Deutschland sowie auch unserer Länder. Das müssen wir immer tun in der Einheit unter uns. Ich bin überzeugt, dass unsere Ziele unterstützenswert sind. 

Am Anfang des Jahres danke ich unseren Partnern, Dienststellen und Ämtern, Politikern und NGOs für jede Unterstützung und bitte sie diese fortzusetzen. Uns ist wichtig, dass die Förderung nicht nur als Ausdruck der Verantwortung Deutschlands für die Bewältigung der Folgen der grausamen Vergangenheit betrachtet wird, sondern sich auch zum Ausdruck der Wertschätzung der gegenwärtigen und auf die Zukunft gerichteten Ziele der Deutschen im Ausland entwickelt.

Viele Sorgen haben uns letztes Jahr drohende oder eingeführte Kürzungen der Förderung bereitet. Die globale Situation, die Haushaltslage in Deutschland, die politischen Verwirrungen sind alles andere als stabil. In schwierigen Zeiten sollen sichere Investitionen mehr und nicht weniger unterstützt werden. Die Förderung der deutschen Minderheiten ist eine langfristige, sichere Investition in die Zukunft, in den Frieden, in die Gesellschaft. Ich hoffe, dass die Entscheidungsträger und Mittler berücksichtigen werden, dass unsere Mitgliedsorganisationen oft nicht mehr sparen können, ohne die eigene Existenz zu gefährden. 

Besonders in schwierigen Zeiten soll die Förderung im direkten Dialog mit unseren Gemeinschaften erfolgen. Deswegen wird die AGDM als einzige Vertreterin der deutschen Minderheiten aus über zwanzig Ländern weiterhin und ununterbrochen den Dialog mit dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung anregen.

Nochmal bedanke ich mich für die gute Zusammenarbeit bei allen Mitgliedsorganisationen, ihren Mitgliedern und meinen Mitarbeiterinnen im Koordinationsbüro der AGDM und in der FUEN. Ich danke allen Politikern, Mittlern, Partnern, Förderern und Freunden, die einen Dialog auf Augenhöhe mit uns führen. Ich hoffe auf weitere gute Zusammenarbeit und wünsche ein erfolgreiches, glückliches, gesundes und gesegnetes Jahr 2024.  

 

YouTube: Neujahrsgruß des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN

 Es gilt das gesprochene Wort.