Gemeinsam für die europäische Idee: 5. Jubiläumsfachtagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille" in Berlin

Vom 11. bis zum 13. Juni 2024 fand in Berlin die 5. Jubiläumsfachtagung „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille: Kulturvermittler, Wissensvermittler und Träger der europäischen Idee“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN).

Die feierliche Eröffnung der dreitägigen Konferenz wurde am Nachmittag des 11. Juni im Berliner Pfefferberg Theater abgehalten. In einem kurzen Grußwort gratulierte der FUEN-Vizepräsident und und Sprecher der AGDM, Bernard Gaida, zum fünfjährigen Jubiläum der Tagungsreihe. Auch Natalie Pawlik, Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, und Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung, wandten sich mit einigen Worten an die Versammelten.

Nach einer anschließenden Podiumsdiskussion, an der auch Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen, Hartmut Koschyk, Ratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, sowie Dr. Jens Baumann, Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen teilnahmen, stand am Abend noch die Uraufführung des Theaterstücks „Heimatvertriebene und Heimatverbliebene – Zwei Seiten der gleichen Medaille“ von Katharina Martin-Virolainen auf dem Programm.

Der folgende Tag stand dann ganz im Zeichen verschiedener Panelgespräche. So widmete sich eine Austauschrunde dem möglichen Beitrag der Landsmannschaften und deutschen Minderheiten zum Wiederaufbau der Ukraine, wobei die Strukturen der deutschen Minderheiten vor Ort besonders berücksichtigt wurden. Hierbei diskutierten unter anderem Volodymyr Leysle, Vorsitzender des des Rates der Deutschen der Ukraine, sowie Vertreter verschiedener Landsmannschaften über konkrete Maßnahmen und Strategien ihrer jeweiligen Organisationen zur Unterstützung des Wiederaufbauprozesses in der Ukraine. Den Impulsvortrag hatte zuvor Alexander Schlamp, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Czernowitz und Präsidiumsmitglied des Rates der Deutschen der Ukraine, geliefert. Er forderte dazu auf, die Potenziale der deutschen Minderheit in der Ukraine zu erkennen und zu nutzen (Stichwort: Brückenbauer), um den Wiederaufbau des Landes voranzutreiben.

Das anschließende Podium thematisierte die Minderheitenschutzgesetzgebung als EU-Beitrittskriterium. Daran nahm auch die FUEN-Vizepräsidentin Olivia Schubert teil, die in diesem Rahmen über die Arbeit der FUEN sowie den aktuellen Stand des Minderheitenschutzes in der EU und der Minority SafePack Initiative berichtete. Sie betonte zudem die kontinuierlichen Bemühungen der FUEN zur Verbesserung des Minderheitenschutzes auf europäischer Ebene.

Eine weitere Diskussionsrunde konzentrierte sich auf die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Medien und Publikationsorgane. Hier wurde erörtert, wie Medien verschiedener Länder besser zusammenarbeiten können, um die Sichtbarkeit der deutschen Minderheiten in Europa zu erhöhen. Last, but not least wurde auch über das „Junge Netzwerk Zukunft“ und die Möglichkeiten zur Stärkung des gemeinsamen grenzüberschreitenden Nachwuchsnetzwerkes von Kulturstiftung und AGDM gesprochen. Unter dem Motto „Jugend baut Brücken in Europa“ waren Mitglieder des Netzwerks im Vorfeld und parallel zur Tagung bereits zu einer Internationalen Zukunftswerkstatt zusammengekommen, bei der Best Practices aus den Jugendorganisationen ausgetauscht und neue Pläne für die Zukunft geschmiedet wurden.

Ein Höhepunkt der Tagung war darüber hinaus der Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Kulturstiftung. Unter dem Motto „Kultur und Menschenrechte: Basis für Verständigung und Zusammenarbeit“ fand dieser am Abend des 12. Juni in der Katholischen Akademie statt. Unter den zahlreichen Gratulantinnen und Gratulanten waren auch Natalie Pawlik, Dr. Bernd Fabritius und Bernard Gaida. Letzterer würdigte in seinem Grußwort das langjährige Wirken der Kulturstiftung und hob hervor, dass sich diese von Anfang an in ihrer wissenschaftlichen Arbeit geografisch nicht begrenzt und sich der Aufgabe angenommen habe, das vielfältige Kulturgut der Vertreibungsgebiete lebendig zu erhalten. Die Festansprache hielt Thomas Blenke, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen. Abgeschlossen wurde die Jubiläumsveranstaltung mit dem gemeinsamen Singen der Europahymne.

Insgesamt verdeutlichte die Fachtagung die zentrale Rolle der Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen als Kultur- und Wissensvermittler und ihre Bedeutung für die europäische Integration und Verständigung.