Gedenkstunde für Opfer von Flucht und Vertreibung setzt 2025 Fokus auf Frauen

Am Weltflüchtlingstag, dem 20. Juni 2025, gedachte die Bundesregierung im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt der Opfer von Flucht und Vertreibung weltweit sowie der deutschen Vertriebenen. Die zentrale Gedenkstunde stand unter dem Motto „Frauen, Flucht und Vertreibung“ und würdigte die oft unsichtbare Rolle von Frauen in historischen und aktuellen Vertreibungskontexten.

Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, eröffnete die Veranstaltung mit einem eindringlichen Grußwort. Sie zitierte eine Zeitzeugin: „Ich kann mich überhaupt nicht an irgendwelche männlichen Bezugspersonen erinnern – es waren die Frauen, die für alles verantwortlich waren.“ Prien betonte, dass das Leid und die Lebensleistung vertriebener Frauen und Kinder in Deutschland „viel zu wenig gesehen worden“ seien – sowohl 1945 als auch heute.

Ein Kurzfilm mit dem Titel „Flucht und Vertreibung – Frauen teilen ihre Geschichte“ dokumentierte die bewegenden Schicksale von drei Zeitzeuginnen: Maria Lubich von Milovan, Babette Baronin von Sass und Jenny Schon, die jeweils ihre Familiengeschichten zur Flucht und Vertreibung vor der Kamera erzählten. Anschließend ordnete Dr. Maria Werthan, Ehrenpräsidentin des Frauenverbandes beim Bund der Vertriebenen (BdV), das Thema historisch ein. Ihre vielbeachtete Rede, die online auf frauenverband-bdv.de nachgelesen werden kann, analysierte die strukturelle Verantwortung von Frauen während und nach den Vertreibungen.

Im Podiumsgespräch diskutierten die Schauspielerin Claudie Wenzel und die Autorin Christiane Hoffmann („Alles, was wir nicht erinnern“) die Bedeutung familiärer Aufarbeitung. Beide betonten die Dringlichkeit, historische Themen „jetzt aufzugreifen, nicht erst in 20 Jahren“.

Prof. Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, schloss die offizielle Gedenkstunde mit einer Mahnung: „Gerade junge Menschen stellen neue, eigene Fragen zur deutschen Vergangenheit. Diese müssen wir ernst nehmen.“ Er rief dazu auf, weltweit Vertreibungen zu ächten und für Frieden, Versöhnung und kulturellen Austausch einzutreten.

Die Gedenkveranstaltung, die seit 2015 jährlich am 20. Juni stattfindet, setzte 2025 ein klares Zeichen: Die Geschichte von Flucht und Vertreibung ist ohne die Perspektive der Frauen unvollständig. Mit Film, Zeitzeugenberichten und politischen Appellen gelang eine Brücke von historischen Ereignissen zur Gegenwart – und eine nachdrückliche Erinnerung daran, dass Vertreibung niemals „Normalität“ werden darf.

Fotos: Laurin Schmid/bundesfoto