Ende der Diskriminierung: Deutschunterricht für Minderheiten in Polen wird wieder aufgestockt
Ab dem 1. September 2024 wird Deutsch als Minderheitensprache in Polen wieder mit drei Stunden pro Woche unterrichtet. Die stellvertretende Bildungsministerin Joanna Mucha gab diese erfreuliche Nachricht den Abgeordneten vor Ende 2023 bekannt. Diese Änderung betrifft Schüler, die einer nationalen Minderheit angehören, und vereinheitlicht die Unterrichtsstunden in der Sprache der Minderheit auf wöchentlich drei Stunden.
Die Entscheidung markiert das Ende einer unglücklichen Periode für über 50.000 Schüler, die seit Februar 2022 diskriminiert wurden. Zu diesem Zeitpunkt unterzeichnete der damalige Bildungsminister Przemysław Czarnek eine Verordnung, die vorsah, dass nur Deutsch als Minderheitensprache auf einem niedrigeren Niveau unterrichtet werden sollte. Alle anderen Minderheitensprachen erhielten weiterhin drei Stunden Unterricht pro Woche.
Die Änderung wurde nicht nur von Schülern und ihren Familien, sondern auch von verschiedenen Vertretern nationaler und ethnischer Minderheiten gefordert. In einem Positionspapier der Gemeinsamen Kommission von Regierung und Minderheiten wurde betont, dass die Aufhebung oder Änderung dieser Verordnung eine der ersten Entscheidungen der neuen Regierung sein sollte. Diese Maßnahme wurde als symbolisch und bildungspolitisch bedeutsam eingestuft und soll zeigen, dass Diskriminierung aufgrund der Nationalität in der Republik Polen inakzeptabel ist.
Rafał Bartek, der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Gesellschaften in Polen, hatte bereits zuvor die Notwendigkeit betont, die diskriminierende Verordnung aufzuheben. In einem Schreiben an Bildungsministerin Barbara Nowacka dankte er ihr für ihr Engagement und drängte auf die Rücknahme der Regelung. Bartek hob hervor, dass die bisherige Situation eine Verneinung des in der polnischen Verfassung garantierten Rechts auf Nichtdiskriminierung darstellte und nicht den Bedürfnissen der Schüler der deutschen Minderheit entsprach.
Die Ankündigung der Wiedereinführung von drei Stunden Deutschunterricht ab September wird von Vertretern der deutschen Gemeinschaft begrüßt. Bernard Gaida, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten, äußerte jedoch Bedenken über den Verlust von einem halben Jahr Unterricht. Er betonte, dass dies fast 10 % der gesamten Ausbildung eines Schülers ausmache und zusätzliche Kosten für "Ersatzunterricht" durch qualifizierte Deutschlehrer bedeute.
Trotz dieser Bedenken wird die Wiedereinführung des Deutschunterrichts als positiver Schritt zur Beendigung der seit 2022 bestehenden Diskriminierung angesehen. Die Hoffnung besteht darin, dass diese Maßnahme nicht nur eine symbolische Geste ist, sondern auch die tatsächlichen Bedürfnisse der Schüler der deutschen Minderheit in Polen berücksichtigt und ihren Zugang zu Bildung und kultureller Identität verbessert.