
80 Jahre danach – aus verschiedenen Blickwinkeln
Am 26. März fand im Prinz-Carl-Palais in München das Symposium „80 Jahre Flucht und Vertreibung“ statt. Eingeladen hatte die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Petra Loibl, MdL. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dieser Einladung – unter ihnen auch der AGDM-Sprecher Bernard Gaida.
Für diese zentrale Veranstaltung im Rahmen des Gedenkjahres zu 80 Jahren Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Europa hatte Dr. Loibl neben namhaften Referentinnen und Referenten aus den im Freistaat ansässigen wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich vertieft mit der Thematik auseinandersetzen, auch eine Zeitzeugin sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Regierung, Opposition und Verwaltung gewinnen können. In ihren Beiträgen beleuchteten diese die Thematik nicht nur aus spezifischen Perspektiven, sondern gewährten auch einen Blick darauf, wie sich die Sicht auf das Schicksal der deutschen Vertriebenen und ihre Eingliederung in Bayern über Jahrzehnte gewandelt hat, so die Pressemitteilung der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene zu dem Fachforum.
Auf die Eröffnung des Symposiums durch die Beauftragte folgte das Grußwort des Schirmherrn der Veranstaltung, des Staatsministers für Europa und Internationales, Eric Beißwenger, MdL, der in seinen Ausführungen die Thematik umriss. In seinen Worten wurde auch deutlich, dass Vertriebenenpolitik heute mehr denn je Europapolitik ist, und die Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen gar nicht mehr zu trennen ist vom Gedanken einer nachhaltigen Verständigung im Herzen unseres Kontinents. Dieser Einführung folgten die Fachbeiträge und zwei Podiumsgespräche, die nach dem Willen der Beauftragten gerade auch Aspekte beleuchten sollten, die sonst eher seltener im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.
Den Anfang machte Dr. Florian Kührer-Wielach vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München mit einer „Einführung in das Thema Flucht und Vertreibung“, ehe mit Ria Schneider eine Zeitzeugin der damaligen Ereignisse zu Wort kam. In bewegenden Worten schilderte die gebürtige Donauschwäbin aus der Perspektive einer Betroffenen ihre Erlebnisse bei der Flucht aus ihrer Heimat – zweifellos ein emotionaler Höhepunkt des Fachforums, mit dem auch der auf das Gespräch folgende Tagesordnungspunkt bereits eingeleitet war.
Denn thematisch passend sprach Prof. Dr. Andreas Otto Weber vom Haus des Deutschen Ostens in München anschließend über „Kinder als Opfer von Flucht und Vertreibung“, bevor er das Wort an Prof. Dr. Katrin Boeckh vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) in Regensburg übergab, die über „Unbewusstes Schicksal – Transgenerationelle Folgen der Vertreibung“ referierte. Abgeschlossen wurde das Vormittagsprogramm durch den Beitrag „Tabu in Bildern - Flucht und Vertreibung in tschechischer Literatur und Film“, in dem Prof. Dr. Jana Osterkamp vom Bukowina-Institut an der Universität Augsburg ihre Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine faszinierende kulturgeschichtliche Reise mitnahm.
Nach der Mittagspause ging es dann darum, wie Politik und Verwaltung in Bayern in den vergangenen 80 Jahren mit Flucht und Vertreibung umgegangen sind und welche Entwicklungsstränge und Veränderungen dabei sichtbar werden. Während die vertriebenenpolitischen Sprecher der CSU- und der SPD-Fraktion, Josef Zellmeier, MdL, und Volkmar Halbleib, MdL die beiden Fraktionen repräsentierten, die dem Landtag als einzige ununterbrochen angehört haben, sprach Paul Hansel als langjähriger Ministerialdirigent in Staatskanzlei und Sozialministerium – und heutiger Vorsitzender des Kulturwerks Schlesien – aus Sicht der Staatsverwaltung.
Im letzten Vortrag des Fachforums „Flucht und Vertreibung“ skizzierte Dr. Martin Zückert vom Collegium Carolinum in München „Die Erinnerung an die Vertreibung bei unseren östlichen Nachbarn“, ehe die Beauftragte in ihrem Schlusswort die Ereignisse und Ergebnisse des Tages kurz resümierte. Dabei wird das Symposium im Gedenkjahr nicht das letzte Großereignis in Bayern gewesen sein. Bereits am 17. Mai öffnet in Schloss Ellingen eine Ausstellung zur Rolle der Trakehnerpferde bei der Flucht, die Frau Dr. Loibl als Schirmherrin eröffnen und begleiten wird.
Fotos (abgesehen von jenen mit Bernard Gaida): GAV / Nötel