Gedenken zum 80. Jahrestag der Versenkung der „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“

Am vergangenen Wochenende wurde in Gdingen/Gdynia (Polen) an die Versenkung der drei deutschen Evakuierungsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“ vor 80 Jahren erinnert. Die Schiffe wurden in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges durch sowjetische U-Boote torpediert. Insgesamt kamen bei den Versenkungen rund 23.000 Menschen ums Leben – vorwiegend Zivilistinnen und Zivilisten, viele von ihnen Frauen und Kinder, die auf der Flucht vor der heranrückenden Roten Armee waren.

Das Gedenken am 12. April wurde vom Bund der Deutschen Bevölkerung in Gdingen unter dem Vorsitz von Benedikt Reschke organisiert. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheit in Polen teil, darunter der Vorstand des Verbandes deutscher Gesellschaften (VdG) sowie mehrere Organisationen der deutschen Minderheit aus Pommern, West- und Ostpreußen. Ebenso anwesend waren die Stadtpräsidentin von Gdingen, Aleksandra Kosiorek, eine Delegation des Marschallamts der Woiwodschaft Pommern sowie Vertreterinnen und Vertreter des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Danzig/Gdańsk. Die AGDM in der FUEN war durch ihren Sprecher Bernard Gaida vertreten.

In den Ansprachen erinnerten mehrere Rednerinnen und Redner an das menschliche Leid, das mit der Versenkung der Schiffe sowie den Ereignissen des Jahres 1945 verbunden war. Rafał Bartek, Vorsitzender des VdG, erklärte: „Die Tragödie des Jahres 1945 – das ist nicht nur Terror, Vergewaltigungen, Morde und Deportationen, sondern auch Lager, die nur dem Namen nach ‚Arbeitslager‘ waren.“ Er fügte hinzu: „Zu der Tragödie des Jahres 1945 gehört auch das bewusste und gezielte Versenken der Schiffe Gustloff, Steuben und Goya, bei dem Tausende von Zivilisten, Menschen, die sich Rettung erhofft hatten, sterben mussten.“ 

Bartek erinnerte außerdem daran, dass das Leid der deutschen Bevölkerung mit dem Kriegsende nicht beendet war. Der jahrzehntelange Kulturkampf gegen die deutsche Sprache, Geschichte und Identität habe tiefe Spuren hinterlassen – bis hin zu Namensänderungen und Repressionen im Alltag.

In seiner Ansprache an der Uferpromenade von Gdingen rief auch Bernard Gaida die tragischen Ereignisse rund um die versenkten Schiffe in Erinnerung; er mahnte zudem, bei diesem Gedenken die anderen Opfer der Rache der Sieger sowie der Nachkriegszeit nicht zu vergessen – jene, die unter Nachkriegsterror, Flucht, Vertreibung, Deportationen in die Sowjetunion und Lagerhaft in vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas gelitten haben. Ein Gedenken, so Gaida, müsse stets auch Mahnung sein.

Ein ökumenischer Gottesdienst wurde gemeinsam von Geistlichen der katholischen und evangelischen Kirche aus Gdingen, Allenstein/Olsztyn, Stolp/Słupsk und Danzig abgehalten. Im Anschluss sprach Heiko Miraß, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg in der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns, ein Grußwort. Worte des Gedenkens sprachen außerdem Benedikt Reschke sowie die Stadtpräsidentin Aleksandra Kosiorek.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung wurden Kränze in der Kapelle niedergelegt, in der sich die Gedenktafel für die Opfer befindet. Weitere Kränze wurde in die Gewässer der Danziger Bucht geworfen – als symbolischer Akt der Erinnerung und des Respekts.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden zudem acht engagierte Mitglieder der deutschen Minderheit in Polen für ihr langjähriges Wirken und ihren Einsatz für die deutsche Gemeinschaft mit der VdG-Ehrennadel ausgezeichnet. Die Auszeichnungen überreichte der VdG-Vorsitzende Rafał Bartek. Geehrt wurden Anna und Artur Labudda, Jadwiga Goljan, Maria Pucher, Romuald Sass, Teresa Czerwionka, Hilary Kohnke und Henryk Gojka. Sie alle tragen in besonderer Weise zur Bewahrung der deutschen Kultur, Sprache und Erinnerung in Polen bei – sei es durch zivilgesellschaftliches Engagement, historische Vermittlungsarbeit, kulturelle Initiativen oder gelebte alltägliche Verbundenheit mit der deutschen Identität. Mehr zu den Geehrten erfahren Sie auf der VdG-Webseite.