Europäisches Dialogforum zu Besuch im elsässischen Kulturzentrum in Straßburg
Die Delegation des Europäischen Dialogforums (EDF) der FUEN besuchte am 13. und 14. Dezember Straßburg. Im Programm stand neben wichtigen Gesprächen im Europarat, der Besuch der deutschen Minderheit im Elsass im elsässische Kulturzentrum der "René-Schickele-Gesellschaft/ Culture et Bilinguisme". Hier wurden Herausforderungen diskutiert, die mit der Bewahrung des sprachlichen Erbes und der Identität unter den Bedingungen der Nichtanerkennung verbunden sind.
Das elsässische Kulturzentrum in Straßburg, begegnet den Identitätsfragen des Elsass und des Oberrheins. In Kooperation mit verschiedenen Partnern schafft es Raum für vielfältige Aktivitäten wie Gesprächsforen, Vorträge, Lesungen, kulturelle Stammtische, Ateliers, Ausstellungen, Animationen und kinderfreundliche Veranstaltungen, die die drei Sprachformen der Region - Französisch, Deutsch und Mundart - miteinander verbinden. Die Initiative verfolgt das Ziel, Themen aus verschiedenen Bereichen wie Geschichte, Literatur, Kunst, Religion, Politik, Philosophie, Recht und Sprache mit einer starken regionalen Dimension anzugehen. Hierbei soll die Bewusstseinsbildung der Bewohner für ihre gemeinsame Geschichte und Sprache gefördert werden, um eine stärkere Verbindung untereinander und die Entwicklung gemeinsamer Zukunftsvisionen zu ermöglichen.
Im Fokus des Kulturzentrums steht die Frage nach der elsässischen Identität, die im Einklang mit dem von René Schickele entwickelten Konzept des "geistigen Elsässertums" steht. Dieses definiert einen Elsässer als jemanden, der das Land liebt und bereit ist, sein kulturelles Erbe anzunehmen. Das Kulturzentrum hebt hervor, dass Kultur mehr ist als Freizeitgestaltung und Vergnügen. Es dient als Rahmen für Werte und Lebensorientierung. Die Identität des Elsass wird nicht nur durch Traditionen oder Volkstum geprägt, sondern durch die Begegnung der französischen und deutschen Kultur im Oberrheingebiet.
Die Bewahrung der kulturellen und sprachlichen Zweiheit wird als Chance betrachtet, um zwei Geisteswelten zu verstehen und aktiv daran teilzuhaben. Die Ziele des Kulturzentrums umfassen die Rückgewinnung eines regionalen Bewusstseins, die Wiederaneignung der Geschichte, die Förderung der Zweisprachigkeit und der doppelten Kultur, die Überwindung von Grenzen sowie die Stärkung der Identität des Oberrheins.
Diskussionen über praktische Bedingungen zur Verwirklichung dieser Ziele, wie die Stärkung der lokalen und regionalen Demokratie sowie die Förderung von Autonomie in den Bereichen Erziehung, Kultur, Medien und öffentliche Dienste, bilden einen wesentlichen Bestandteil der Agenda. Die Wiedergewinnung einer effektiven zweisprachigen Kompetenz durch entsprechenden Unterricht wird als Schlüssel betrachtet, um die historische rheinische Berufung des Elsass in die Realität umzusetzen. Die regionale Identität wird als gemeinsames Projekt für die Zukunft betrachtet, an dem alle Bewohner der Region, unabhängig von ihrer Herkunft, zusammenarbeiten sollen.