Deutsche Minderheit in Polen verabschiedet Resolutionen

Am 10. Mai 2024 fand auf dem Sankt Annaberg (Oberschlesien) die 55. Verbandsratssitzung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) statt (mehr dazu lesen Sie hier). Neben der Zusammenfassung des vergangenen Jahres und der Festlegung der Prioritäten für die Zukunft haben die Delegierten der VdG-Mitgliedsorganisationen im Rahmen der Tagung auch drei Resolutionen verabschiedet. Diese betreffen die Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament, den 20. Jahrestag des Beitritts Polens zur Europäischen Union und die Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. 

 

Resolution zur Teilnahme an den Wahlen zum Europäischen Parlament:

Die Delegierten der VdG-Mitgliedsorganisationen rufen die Angehörigen der deutschen Minderheit in Polen zur aktiven Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament auf. Sie betonen, dass die Beteiligung an der EU-Wahl ein wichtiger Bestandteil des demokratischen Prozesses und der politischen Mitgestaltung innerhalb der Europäischen Union sei.

Die Resolution hebt zudem hervor, dass die Angehörigen der deutschen Minderheit durch die bewusste Wahl von Kandidatinnen und Kandidaten, die in ihrem Wahlprogramm nationale und ethnische Minderheiten unterstützen, einen erheblichen Einfluss auf die Minderheitenpolitik in der EU haben können.

Die Delegierten appellieren, jene Kandidatinnen und Kandidaten zu unterstützen, die sich für die Einführung gemeinsamer Standards zum Minderheitenschutz, die Förderung des interkulturellen Dialogs und den Zugang zu EU-Fördermitteln für nationale, ethnische und sprachliche Minderheiten einsetzen.

Die vollständige Resolution können Sie hier einsehen.

 

Resolution zum 20. Jahrestag des Beitritts Polens zur Europäischen Union:

Anlässlich des 20. Jahrestages des EU-Beitritts Polens würdigen die Delegierten der VdG-Mitgliedsorganisationen die positiven Auswirkungen dieses historischen Ereignisses. Sie betonen, dass der Beitritt Polens zur EU nicht nur Frieden, Stabilität und Wohlstand für das Land gebracht, sondern auch die Rechte der nationalen und ethnischen Minderheiten gestärkt habe. Die Resolution unterstreicht außerdem, dass die EU die kulturelle Vielfalt schütze und ein Garant für die Wahrung der Menschenrechte sei.

Die Delegierten weisen jedoch auch auf eine aus ihrer Sicht bestehende Kluft zwischen den erklärten und tatsächlich umgesetzten Standards für Minderheitenrechte in den EU-Mitgliedstaaten hin. Sie rufen dazu auf, die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen der deutschen Minderheit, der polnischen Regierung und der Europäischen Union zu stärken und die Minderheitenrechte auf EU-Ebene vollständig umzusetzen und zu überwachen.

Die vollständige Resolution können Sie hier einsehen.

 

Resolution zur Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen:

Die dritte Resolution befasst sich mit der Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die Polen bereits 2009 ratifiziert hat. Die Delegierten der VdG-Mitgliedsorganisationen begrüßten die Entscheidung der polnischen Regierung, Deutsch als Minderheitensprache ab dem 1. September 2024 wieder im Umfang von drei Unterrichtsstunden pro Woche anzubieten.

Sie betonen die Bedeutung des Sprachunterrichts für die kulturelle Identität der deutschen Minderheit in Polen und fordern die vollständige Umsetzung der Verpflichtungen aus der genannten Charta. Insbesondere appellierten sie an die polnische Regierung, die Empfehlungen des Europarates zu berücksichtigen und systematische Maßnahmen zur Förderung der Minderheitensprachen zu ergreifen.

Die Resolution hebt darüber hinaus hervor, dass die Forderungen der deutschen Minderheit einen universellen Charakter hätten und auch anderen nationalen und ethnischen Minderheiten dienen könnten.

Die vollständige Resolution können Sie hier einsehen.

 

Die drei Resolutionen der Delegierten der VdG-Mitgliedsorganisationen unterstreichen die Bestrebungen der deutschen Minderheit in Polen, ihre Rechte zu schützen und aktiv an der Gestaltung der europäischen Zukunft mitzuwirken. Die AGDM unterstützt diese Resolutionen und setzt sich dafür ein, dass auch andere Organisationen der deutschen Minderheiten diesem Beispiel folgen, damit ihre Interessen effektiv und öffentlichkeitswirksam vertreten sind.