"Der Wermutstannenbaum" - Buchpräsentation und Zeitzeugengespräch

Am 7. Dezember fand im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin eine bewegende Veranstaltung statt, die nicht nur literarisch anspruchsvoll war, sondern auch einen Einblick in die tragische Geschichte der Russlanddeutschen während der Sowjetzeit bot. Die Buchpräsentation von "Der Wermutstannenbaum" von Olga Kolpakowa und das begleitende Zeitzeugengespräch waren ein Zeugnis der kollektiven Erinnerungen und Herausforderungen, mit denen die deutschstämmigen Gemeinschaften konfrontiert waren.

Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch Dr. Gundula Bavendamm vom Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Sie unterstrich die Bedeutung solcher Veranstaltungen, um die Erinnerung an historische Ereignisse wachzuhalten und die Perspektiven der Betroffenen zu würdigen. Edwin Warkentin vom Kulturreferat für Russlanddeutsche führte kenntnisreich in das Thema ein, indem er die Hintergründe der Deportationen der Russlanddeutschen während der Sowjetunion beleuchtete.

Die Vorstellung des Buches "Der Wermutstannenbaum" bot den Zuschauern einen Einblick in die Geschichte von Mariechen, einem Mädchen, das 1941 mit ihrer Familie nach Sibirien deportiert wurde. Die emotionale Reise des Protagonisten, die Vertreibung und das Weihnachtsfest mit einem Tannenbaum aus Wermutkraut in der Verbannung, wurden aus der Perspektive eines Kindes erzählt.

Ein besonders berührender Moment der Veranstaltung war die Anwesenheit von Maria Fitz, auch bekannt als "Mariechen", die das Schicksal ihrer Familie während der Deportationen persönlich erlebte. Heute, im Alter von 86 Jahren, lebt Maria Fitz mit ihrer großen Familie in Deutschland und ist ein lebendiges Beispiel für Widerstandsfähigkeit und Überleben. Die darauf folgende Diskussion vertiefte die Themen des Buches, beleuchtete die historischen Hintergründe und thematisierte die aktuellen Herausforderungen, denen die Russlanddeutschen gegenüberstehen. Es wurde auch auf die beunruhigenden Ereignisse eingegangen, dass das Buch "Der Wermutstannenbaum" im Sommer 2022 in der russischen Region "Ural" verboten und aus Bibliotheken entfernt wurde. Olga Kolpakowa, selbst deutscher Abstammung, berichtete von Bedrohungen und Hetze, die sie in diesem Zusammenhang erlebte, was einen traurigen Schatten auf die Meinungsfreiheit wirft.

Die Veranstaltung endete mit einem Appell zur Wahrung der Geschichte und Erinnerung sowie zur Solidarität mit denjenigen, die noch heute mit den Folgen der Deportationen konfrontiert sind. "Der Wermutstannenbaum" und die begleitende Diskussion haben nicht nur literarische Schätze enthüllt, sondern auch den Raum für eine tiefere Reflexion über die Bedeutung von Erinnerung und Menschlichkeit eröffnet.