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„Aussöhnung ohne Rache“
Am 18. Februar fand im Bayerischen Landtag in München ein Empfang unter dem Motto „80 Jahre Flucht, Vertreibung, Deportation: Erinnerung – Gegenwart – Zukunft“ statt. Die Nachmittagsveranstaltung, die auf Einladung der CSU-Landtagsfraktion organisiert worden war, versammelte Vertreterinnen und Vertreter von Vertriebenenverbänden, Landsmannschaften und deutschen Minderheiten sowie hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, darunter Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Gemeinsam würdigten sie die Rolle und historischen Leistungen der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler sowie deutschen Minderheiten und diskutierten über aktuelle Herausforderungen der Erinnerungsarbeit.
Eröffnet wurde der Empfang vom Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Klaus Holetschek, der in seiner Begrüßungsansprache betonte, dass Flucht und Vertreibung damals wie heute eine menschliche Tragödie seien.
Dr. Markus Söder würdigte in seiner Ansprache die Rolle der Vertriebenen und Aussiedler als festen Bestandteil Bayerns: „Die Vertriebenen und Aussiedler waren immer deutsche Landsleute, deren Identität, Sprache und Kultur fortleben. Als Staat sind wir verpflichtet, aus der Geschichte zu lernen und uns überall in der Welt für unsere Landsleute einzusetzen.“
Er betonte zudem die Bedeutung der Treffen der Vertriebenen und Aussiedler, die stets von Gemeinschaft, Lebensfreude, Kultur und Optimismus geprägt seien. „Der Optimismus ist auch die Basis für die Aussöhnung ohne Rache. Heute bestehen freundschaftliche Kontakte zu all unseren Nachbarländern. Wir alle sind Europäer mit gemeinsamen Werten. Es ist wichtig, diese Gemeinsamkeiten zu finden, Brücken zu schlagen und einen Beitrag zu leisten, um die Welt besser zu machen. Die Vertriebenen und Aussiedler sind hier Vorbilder. Danke für die große Leistung!“, so der bayerische Ministerpräsident.
Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler, Partnerschaftsbeziehungen der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Josef Zellmeier, ging derweil auch auf die Rolle der deutschen Minderheiten im Ausland ein und erklärte: „Gemeinsam mit den deutschen Minderheiten in den Nachbarstaaten Deutschlands sind die deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler wegweisende Brückenbauer für die europäische Einigung. Diese Brücken sind in der heutigen Zeit wichtiger denn je, wenn in Europa und anderswo Frieden und Freiheit bedroht sind.“
An dem Empfang nahm auch der AGDM-Sprecher Bernard Gaida teil. Er unterstrich die enge Vernetzung zwischen den Vertriebenenverbänden und den deutschen Minderheiten und sagte: „80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg soll auch das Schicksal der deutschen Volksgruppen nach 1945 nicht vergessen werden. Gleichzeitig leisten die deutschen Minderheiten heute mit ihrer Arbeit das, was Ministerpräsident Söder als ‚Aussöhnung ohne Rache‘ bezeichnet hat – ohne jedoch auf Erinnerung zu verzichten. Diese Brückenbauerrolle verdient politische und finanzielle Unterstützung, die hoffentlich nicht nur erhalten bleibt, sondern auch verbessert wird.“
Weiter erklärte Gaida zu seiner Teilnahme an dem Empfang, in dessen Rahmen auch eine Podiumsdiskussion stattfand: „Die vielen Gespräche, die ich zu verschiedensten Themen und Anliegen geführt habe, zeigen, wie stark die deutschen Minderheiten in Bayern präsent sind – aber auch, wie viel Hoffnung in diesen herausfordernden Zeiten in uns lebt.“